Schwiegersöhne in Unternehmerfamilien

Shownotes

Shownotes Podcast **Informationen zu Nina Hartmann: ** Online Unternehmensberatung mit Herz Menschen entscheiden über den Erfolg unserer Unternehmen. Egal ob Nachfolge, Führung oder Selbstführung. Ich unterstütze in der Beratung mit Herz und Verstand und ganz viel Erfahrung. Mehr Informationen unter: hallo@sinnplauderei.de Informationen zu mir findet man auf meiner Webseite: www.sinnplauderei.de Sind wir schon verlinkt? https://www.linkedin.com/in/sinnplauderei-nina-hartmann/ Als Online-Beraterin Hands-on, Online Speakerin, Gesprächspartnerin und Online Trainerin für Führungskräfte habe ich einiges an pragmatischem Mehrwert zu bieten: https://sinnplauderei.de/leistungen/ Ende 2024 erscheint mein neues Buch: Weibliche Selbstführung in heutiger Zeit. Gemeinsam mit Myriam Zahrte erforsche ich das Potential weiblicher Gestaltungskraft. Meine Bücher gibt es in meinem Verlag: https://ophelis-verlag.de/ Folge mir auch gerne auf meinen anderen Kanälen: in YouTube, Instagram und Facebook unter dem Stichwort "Sinnplauderei".

Informationen zu Dr. Anna Meyer Anna Meyer UnternehmerBeratung GmbH in München www.amu-unternehmerberatung.de

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00:00:00: Sinnplauderei der unterhaltsame Podcast mit Wirkungskraft für Unternehmerinnen, Unternehmer und alle, die zuhören. Von und mit Nina Hartmann. Herzlich willkommen zu meinem Kanal Sinnplauderei. Schön, dass ihr dabei seid. Mein Name ist Nina Hartmann. Ich bin Rechtsanwältin und Unternehmerin. In der Sinnplauderei geht es um alle Themen rund ums Unternehmertum und um Familienunternehmen? Heute bei mir zu Gast Frau Dr. Anna Meyer.

00:00:30: Frau Dr. Meyer berät Familienunternehmen und Unternehmerfamilien im Bereich Unternehmensführung und Familienführung, was Familienunternehmen angeht. Liebe Frau Dr. Meyer, herzlich willkommen bei mir heute im Podcast. Einen schönen guten Tag, Frau Hartmann. Ich freue mich, wieder mit Ihnen sprechen zu dürfen. Mich freut es auch ganz besonders. Liebe Frau Dr. Meyer, wir beide kennen uns, weil Sie bei uns im Familienunternehmen unsere Family Governance mit uns erarbeitet haben.

00:01:00: Das war ein Prozess, der ging ein Jahr lang, erst mit der ganz kleinen Kernfamilie und dann haben wir das ausgeweitet bis zu den Enkelkindern. Und so habe ich ihre Arbeit schätzen und lieben gelernt und habe auch durch sie Begleitung erfahren, was meine Sinnplauderei angeht. Und deswegen freut es mich ganz besonders, dass Sie heute bei mir noch mal als Gast da sind.

00:01:22: Das ist schon ein spannendes Thema. Wir haben uns nämlich über die Ehefrau von Unternehmern unterhalten und heute kommt der zweite Teil zu dem Thema. Denn heute beschäftigen wir uns mit den Schwiegersöhnen im unternehmerischen Kontext. Und das ist ein spannendes Thema. Wir haben dort auch schon einen Blogartikel veröffentlicht und ich freue mich sehr, mit Ihnen heute über dieses Thema zu plaudern.

00:01:48: Ja, Frau Hartmann, ich freue mich auch und bin gespannt auf Ihre Fragen. Ja, wunderbar. Ja, vielleicht haben Sie Lust, Sie sind ja so langjährig unterwegs und haben so viele Einblicke in verschiedene Familienunternehmen bekommen, uns ein bisschen mitzunehmen. Wenn eine Tochter im Familienunternehmen eine Ehe schließt, also wenn sozusagen das Thema Schwiegersohn in die Familie reinkommt, welche verschiedene Konstellationen erleben Sie Was für Menschen sind da was für eine Rollenidentität hat ein Schwiegersohn in einem Familienunternehmen.

00:02:29: Wenn eine Tochter in einem Familienunternehmen und in einer Unternehmerfamilie eine Ehe schließt, dann ist ihr zu wünschen und würde ich ihr wünschen, dass sie in diese Ehe schließt, weil sie ihren Mann liebt und ihre Ehe gestalten möchte bzw. ihre Partnerschaft mit ihrem Mann gestalten möchte, um in ihrem Leben gemeinsam mit ihrem Mann eine Bereicherung zu finden und nicht primär darüber nachdenkt,

00:03:02: welche Rolle nimmt dann Ihr Mann als Schwiegersohn wahr? Gleichzeitig ist es so, das ist auch in Unternehmerfamilien ganz unterschiedlich, gibt es natürlich Rollenerwartungen an die einzelnen Familienmitglieder. Und die ist aber für Schwiegersöhne in Unternehmerfamilien sehr viel offener, als sich das darstellt für Ehefrauen in Unternehmerfamilien. Ja, ganz anders als bei der Schwiegertochter, die ja auch, sage ich mal, zu Hause bleiben kann,

00:03:39: Kinder in die Welt setzen, die Kinder großziehen, von der kein berufliches Engagement in Familienunternehmen zwingend erforderlich ist, so wie wir das in unserem anderen Podcast gesprochen haben. Oder das ist für Schwiegersöhne anders. Die sollen auf eigenen beruflichen Beinen stehen. Ich denke noch nicht mal, dass sie es sollen, sondern dass sie es selbst wollen. In Ihrem Blogartikel haben Sie geschrieben, dass wir in einem patriarchalischen Gesellschaftssystem leben, das davon ausgeht, dass die Männer die Versorger der Familie sind und die Frauen sozusagen das Heim richten.

00:04:15: Und dieses patriarchale Verständnis löst sich in der Gesellschaft ja immer mehr auf. Und gleichzeitig ist es in den Familienunternehmen doch noch sehr verhaftet. Würden Sie sagen, dass diese vorherrschende männliche Versorgeridee in den Familienunternehmen noch stärker verankert ist, als Sie in der Gesellschaft in Deutschland vorhanden ist? Das ist ein Schwarz-Weiß-Modell. Also meine Erfahrung ist, dass jede Unternehmerfamilie einzigartig ist und ihre Konstellation auch stark davon abhängt, wie die Wechselwirkung der Unternehmerfamilie zum Familienunternehmen ist.

00:05:02: Was macht die Stärke von Familienunternehmen aus? Meiner Beobachtung nach, dass es eine Einheit gibt zwischen Eigentum, Unternehmensführung und Familienoberhaupt, vereinigt in einer Person und dadurch gibt es auch eine enge Wechselwirkung zwischen Unternehmerfamilie und Führung des Familienunternehmens. Das führt in der Konsequenz auch dazu, dass eine Unternehmerfamilie immer das Interesse hat, auch in den nachfolgenden Generationen die Nachfolge aus Mitgliedern der Unternehmerfamilie zu gestalten.

00:05:51: Diese wird nur dann erfolgreich sein, wenn auch die nachfolgende Generation die Kompetenzen mitbringt, das Unternehmen in der Nachfolge erfolgreich weiterzuführen. Und das ist aus meiner Erfahrung erst mal die Grundbedingung für das Fortleben eines Familienunternehmens. Insofern stellt eine Unternehmerfamilie andere soziale Anforderungen und Erwartungen an die Mitgliedschaft in der Unternehmerfamilie als das in einer Lehrerfamilie oder Arztfamilie der Fall ist. Da das ökonomische Überleben der Familie hier auch gebunden ist an das Familienunternehmen und je nach Größe, Generation des Familienunternehmens werden auch die Herausforderungen größer in der Führung der Unternehmerfamilie und in der Führung des Unternehmens.

00:06:50: Die Rolle der Schwiegersöhne stellt sich situativ in den Unternehmerfamilien ganz unterschiedlich dar. Oftmals ist es so, dass die Schwiegersöhne selbst ihre eigene berufliche Karriere verfolgen, eine eigene berufliche Rollenidentität, haben unabhängig vom Familienunternehmen der Ehefrau. Und deswegen auch vom Familienunternehmen selbst. Mental, emotional, finanziell unabhängig sind. Und diese Ehen sind oftmals auch sehr glücklich, weil es innerhalb der Ehe dann keine Spannungen gibt

00:07:40: durch die Vermischung familiären Unternehmen. In der Partnerschaft kann der Ehemann dann seine Erfahrungen einbringen und diese dann teilen mit der Tochter aus der Unternehmerfamilie. Und je nachdem, welche Rolle die Tochter der Unternehmerfamilie dann im Familienunternehmen wahrnimmt, besteht eine engen Bindung zwischen Unternehmerfamilie und Familienunternehmen oder auch eine Unabhängigkeit. Also wenn die Tochter, die in eine Unternehmerfamilie hineingeboren wird, selbst ihren eigenen beruflichen Weg geht, ist sie emotional an die Unternehmerfamilie gebunden und ist ihr das Wohl des Unternehmens,

00:08:30: selbstverständlich liegt ihr auch am Herzen. Aber die Ehe wird dann sozusagen weitgehend unabhängig geführt von der Zukunftsfähigkeit des Familienunternehmens.

00:08:55: Sollte die Tochter selbst eine Rolle im Familienunternehmen wahrnehmen, dann ist es so, dass der Austausch mit ihrem Mann, der beruflich etwas anderes macht und nicht im Familienunternehmen tätig ist, auch für sie eine Bereicherung und eine Entlastung, weil sie neue Impulse erhält aus Erfahrungen, die ihr Mann beruflich mitbringt, die außerhalb des Familienunternehmens liegen. Dann gibt es wieder andere Konstellationen in Unternehmerfamilien.

00:09:30: Also es kann zum Beispiel sein auch, dass eine Tochter die Unternehmernachfolge antritt und ihren Mann, der selbst auch beruflich Erfahrung und Kompetenzen mitbringt, darum bittet oder die Unternehmerfamilie ihn auch bittet, selbst im Unternehmen aktiv zu werden, so dass die Töchter, die Unternehmerinnen-Rolle dann auch wahrnehmen, gemeinsam erfolgreich mit ihrem Mann die Unternehmensführung teilen und dann findet auch eine partnerschaftliche Zusammenarbeit auf Augenhöhe statt. Oftmals ist es auch so, dass dann die partnerschaftliche, also die Augenhöhe dadurch gefestigt wird, dass der Ehemann auch Anteile entweder kauft also erwirbt oder man ihm diese überträgt und in der Folge gestalten dann die Erbin und Unternehmer Tochter, und der Schwiegersohn, die Zukunft des Unternehmens und die nächste Generation.

00:10:32: Wie die dann wieder die Nachfolge ausgestaltet wird, ist offen und er wird dann auch aktiv von beiden gestaltet. Das ist eine erfolgreiche Konstellation, solange die Ehe Bestand hat. Ja. Wenn die Ehe keinen Bestand hat, dann hat das für den Schwiegersohn in der Regel die Folge, auch das Unternehmen verlassen zu müssen. Und nicht nur Trennung der Ehe, sondern auch Ausscheiden aus dem Unternehmen.

00:11:06: Weil die Rolle des Schwiegersohns im Unternehmen gebunden war an die Ehe. Und dann gibt es meiner Erfahrung nach auch die Konstellation, dass Töchter in der Unternehmerfamilie sich selbst nicht in der Nachfolge sehen, andere Interessen haben. Es gleichzeitig aber so ist, dass ihr Mann, der dann in der Rolle des Schwiegersohnes ist, mögliche Kompetenzen und unternehmerische Potenziale hat. Und da Unternehmerfamilien eine dynastische Unternehmensnachfolge anstreben, präferieren sie natürlich die Gestaltung der Nachfolge

00:11:55: aus der Reihe der eigenen Familie. Und da ist es so, dass Schwiegersöhne, wenn sie sich als kompetent und erfolgreich in der Gestaltung der Unternehmernachfolge beweisen, anerkannt und wertgeschätzt werden in der Unternehmerrolle. Und das sind dann auch glückliche Konstellationen, weil die Nachfolge glückt und der Fortbestand des Familienunternehmens dadurch gewährleistet ist. Was passiert in so einem Fall, wenn die Ehe scheitert?

00:12:33: Das ist sicher unterschiedlich. Die beteiligten Personen werden sicher darauf achten, dass oder müssten darauf achten, dass die Personenabhängigkeit, die dann im Familienunternehmen besteht, so aufgelöst wird, dass die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens weiter gesichert ist. Ja, da ist einiges zu tun. Und da muss man halt schauen, wenn die Nachfolge quasi auf dem Schwiegersohn aufbaut und die beiden dann auch Kinder haben und diese Kinder das dann erben sollen, ist die Frage, ob man das mit dem Schwiegersohn überbrücken kann, auch wenn die Ehe nicht hält, wenn sie gar nicht im Unternehmen ist, oder doch.

00:13:10: Es ist sehr, sehr individuell, denke ich. Ja, wie man da lösen muss. Und das hängt ganz sicher auch von der Art der Scheidung ab, also ob die zwei gütlich miteinander sprechen können oder ob man da den totalen Rosenkrieg hat. Ich glaube, das sind ganz individuelle Themen. Haben Sie den Eindruck, dass wir in Deutschland noch diese Primogenitur haben, also dieses Denken, dass männliche Führung einem Unternehmen besser tut als weibliche Führung, und dass man dann vielleicht auch an einen Schwiegersohn denkt weil man es der Tochter nicht so zutraut, auch wenn sie vielleicht von der Ausbildung her auch passen könnte.

00:13:48: Aus meiner Erfahrung ist hier in den letzten 10- 15 Jahren ein deutlicher Wandel eingetreten. Das heißt, Töchter haben heute in der Gegenwart die Chance, tatsächlich aktiv die Unternehmensführung wahrzunehmen. Und es zeigt sich ganz praktisch, dass Unternehmerinnen auch in der Führung des Unternehmens sehr erfolgreich sind. Aus meiner Erfahrung ist es so, dass da ein starker Wandel eingetreten ist. Weil die Zahlen sind noch nicht optimal,

00:14:19: wir haben auch rund 1/4 weibliche Nachfolge in den Unternehmen, obwohl ja man statistisch davon ausgehen kann, dass die Unternehmerfamilien hälftig Töchter haben und gleichzeitig scheint es noch nicht so zu sein, dass die hälftige Nachfolge eingetreten ist. Ich habe neulich einen Podcast gehört mit Nadine Kammerlander, in der sie gesagt hat: Früher hat man den Frauen das nicht zugetraut, hat gesagt, Ja, die können es nicht.

00:14:43: Sie haben ja auch nicht studieren dürfen und haben die Kompetenzen nicht erlernen dürfen. Heutzutage macht man das wohl, indem man sagt ja, ich will meiner Tochter das nicht zumuten, die sollen ein besseres Leben haben. Und dass man dann quasi die männliche Nachfolge in der Führung des Unternehmens doch präferiert und die weibliche Nachfolge doch nicht eintritt. Würden Sie das bestätigen?

00:15:06: Ist es Ihre Erfahrung auch? Nein. Meine Erfahrung ist, dass wenn jetzt Männer als Familienoberhaupt das Unternehmen führen, in Personalunion, da war es so, dass vor 20 Jahren die Väter noch gesagt haben: Ich will meiner Tochter das nicht zumuten, sie soll ein schönes Leben haben, ich zahle sie aus. Da hat sich aus meiner Erfahrung, das ist natürlich eine persönliche Erfahrung, ein Wandel eingestellt.

00:15:39: Die Töchter in den Unternehmerfamilien sind gut ausgebildet, und es wird darauf Wert gelegt, dass sie sowohl schulisch als auch beruflich ihren Neigungen und ihren Interessen nachgehen. Aber viele, viele Unternehmertöchter sind qualifiziert, qua Ausbildung auch in die Unternehmer-Nachfolge einzutreten. Die Vorbehalte gegenüber den eigenen Töchtern sind geringer geworden, weil sich auch die gesellschaftlichen Verhältnisse geändert haben, was sicherlich je nach Familienkonstellation unterschiedlich ist,

00:16:24: wenn es mehrere Kinder in der Unternehmerfamilie gibt und die Auswahl in der Nachfolge dann gestaltet werden muss. Man nimmt dann halt doch oft den Mann, wenn es denn Mädchen und Jungs gibt? Also ich persönlich finde das zu schwarz-weiß, weil es ist im Grunde die Sichtweise der Sohn wird präferiert. Und meine Erfahrung ist so, dass Väter, also wenn es Söhne und Töchter gibt, dann durchaus das Interesse haben, auch ihre Tochter in der Unternehmernachfolge stark zu machen und zu stärken,

00:17:01: dass die Töchter sich das selbst aber oftmals nicht zutrauen und andere Lebensentwürfe haben. Und deswegen ist es aus meiner Sicht immer ein Zusammenspiel der Unternehmerfamilie. Und bei einem Unternehmer-Sohn ist sowieso klar, dass er sich und seine persönliche Identität auch definiert über berufliche Aktivitäten und selbstverständlicher über die Unternehmernachfolge, als das bei Töchtern der Fall ist.

00:17:50: Ja, ich habe da zwei Gedanken im Kopf. Die würde ich gerne mit Ihnen teilen. Und da nehme ich auch sehr gerne Ihr Veto entgegen. Oder Ihre Gegenwehr, wenn Sie sagen, dass Sie das falsch finden. Ich habe so den Gedanken im Kopf, wenn ich mir vorstelle, eine Unternehmerfamilie, die sich durch Sie begleiten lässt, als Frau, als und als Beraterin, dass diese Familie vielleicht generell auch schon offener ist als andere Familien, bei denen man es vielleicht auch als Frau schwerer hätte.

00:18:20: Das heißt, könnte es sein, dass die Unternehmer, die Sie beauftragen, vielleicht generell schon viel offener sind Frauen gegenüber, die beruflich erfolgreich sind und Rat von Ihnen annehmen und dann auch an die eigenen Töchter mehr glauben? Könnte das stimmen oder ist das finden Sie unpassen? Das kann ich nicht beurteilen. Also die Unternehmerfamilien, die sich an mich wenden oder die Beratung auch von anderen Beratern, die im Bereich Familienunternehmen tätig sind, wahrnehmen, suchen sicherlich eine Reflektion ihrer Situation und möchten sich austauschen über unterschiedliche Optionen.

00:19:10: Aber ich glaube, dass viele Unternehmerfamilien ihre Nachfolge kompetent gestalten, sowohl mit Töchtern als auch mit Söhnen. Und erfolgreich sind in der Gestaltung der Nachfolge, die gar keine Beratung brauchen oder in Anspruch nehmen. Ja, ich meine nur weil wir ja gerade über Ihre persönlichen Erfahrungen sprechen. Also man kriegt natürlich auch einiges in der Presse mit und wir haben natürlich einen viel größeren Erfahrungsschatz als nur die persönlichen Mandate, die man hat.

00:19:42: Und gleichzeitig sind das natürlich die Geschichten, die man am tiefgreifensten begleitet und die man am meisten mitbekommt als Erfahrungsschatz. Also in meiner Erfahrung jetzt in der Beratung von Unternehmerfamilien ist es so, dass ich die Erfahrung mache, dass sowohl die Töchter als auch die Söhne erfolgreich sind, dass Schwiegersöhne keine Rolle spielen in der Gestaltung der Unternehmernachfolge, wenn diese ausgefüllt werden kann durch die eigene Tochter oder den eigenen Sohn.

00:20:17: Ja, super. Das passt für mich zusammen. Und dann habe ich noch diesen anderen Gedanken zu dem, was Sie vorhin gesagt haben. Und zwar die Frage, ob sich die Töchter das selber zutrauen. Also Sie haben ja erzählt, dass die Übergebenden, meist Väter, ihren Töchtern viel mehr zutrauen als noch vor 10-15-20 Jahren, dass die gut ausgebildet sind und dass die Väter den Töchtern zutrauen, das Unternehmen zu übernehmen und das oft die Töchter sich das nicht zutrauen.

00:20:46: Oder dass die Töchter andere Vorstellungen vom Leben haben. Und in dem Buch, was ich gerade schreibe für das ich forsche: Weibliche Selbstführung in heutiger Zeit, da beschäftige ich mich auch sehr mit dem Thema Inneres Patriarchat. Das bedeutet, die innere Stimme in uns Frauen und auch in den Männern. Aber jetzt soll es mal um die Frauen gehen, die uns einflüstert, dass wir Frauen eben als Mütter da sein sollen, dass wir zu Hause das Heim bereiten sollen, dass wir im geschäftlichen Kontext, dass Männer wichtiger sind, dass Männer-Entscheidungen mehr Gewicht haben.

00:21:24: Und diese Stimme wird uns Frauen oft von unseren Müttern eingepflanzt. Es ist ein Schutzmechanismus. Uns wird beigebracht, wie hat eine Frau sich in der Gesellschaft zu verhalten, damit sie gut ankommt, damit sie einen Mann findet, damit sie Kinder bekommt in einer Familie, in einer intakten Familie. Und dass wir Frauen diese Stimmen in uns tragen und dass das uns hindert, in die Verantwortung zu gehen, weil es eben schwierig ist, das auszubalancieren und weil wir uns das dann aus dieser Stimme heraus nicht zutrauen.

00:21:59: Die Idee aus dieser Erkennung des inneren Patriarchats ist, dass wir das aus einem bewussten Ich führen, diese Stimme integrieren in die anderen Stimmen in uns auch die Stimme, die Lust hat, das Familienunternehmen zu übernehmen, Lust hat zu forschen, Innovationskraft in unseren Wirtschaftsstandort zu bringen, aber das ist uns klar sein sollte, dass es diese Stimmen in uns gibt. Was halten Sie von diesen Gedanken?

00:22:24: Wir sprechen jetzt augenblicklich nicht über Schwiegersöhne, sondern über Schwiegertöchter. Genau. Nein, wir sprechen über Töchter. Also, es geht ja darum, die Tochter, die sich nicht zutraut, zu übernehmen, um damit den Boden vielleicht zu bereiten für den Schwiegersohn. Ja, Sie haben gesagt, Sie erkennen immer mehr, dass Sie glauben nicht, dass die Primogenitur noch so durchschlagkräftig ist, sondern dass quasi sie erleben, dass die Väter es den Söhnen und den Töchtern zutrauen und dass die Töchter aber teilweise sich das selber nicht zutrauen.

00:23:00: Und das war mein Gedanke zu diesem Thema. Auch wenn wir ein bisschen von unserem Kernthema Schwiegersohn abschweifen, damit. Ja, wir sprechen jetzt eigentlich über das Thema weibliche Sozialisation und dann im Spezifischen weibliche Sozialisation in der Unternehmerfamilie. Die hängt wiederum in starkem Maße davon ab. Wenn man sich jetzt die Unternehmerfamilie anschaut, welche Rolle nimmt die Unternehmer-Ehefrau, also die Mutter der Tochter

00:23:32: in der Unternehmerfamilie wahr und was für ein Rollenvorbild eigentlich die Tochter jetzt mal in der Unternehmerfamilie

00:23:46: bezogen auf die Frauen, Mütter, Großmütter. Da gibt es Familienunternehmen, in denen die Frauen starke Unternehmerin-Persönlichkeiten waren und in denen auch die Mutter der Tochter eine aktive Funktion und eine tragende Funktion im Familienunternehmen wahrnimmt. Das bereitet natürlich auch schon einen -also als Rollenvorbild- ein bestimmtes Selbstverständnis bei der Tochter vor, auch eine aktive Rolle im Unternehmen, im Familienunternehmen wahrnehmen und spielen zu können.

00:24:26: Ist das nicht der Fall, also nehmen wir ein anderes Beispiel: Die Eltern leben in der Unternehmerfamilie die Rollenaufteilung: Der Vater ist der Unternehmer. Der Erfolgreichere die Frau ist die Hausfrau und Mutter, deren Aufgabe es ist, zu repräsentieren und auch die Unternehmer-Kinder zu potenziellen Nachfolgern zu erziehen. Es ist jetzt schwarz-weiß. Dann bedeutet das noch lange nicht, dass die Tochter dieses Rollenvorbild der Mutter für sich auch internalisiert und übernimmt, sondern in der Gegenwart

00:25:11: und auch in den letzten 10-15 Jahren werden ihr gesellschaftlich unterschiedliche Optionen angeboten ist ja nicht nur die Sozialisation in die Unternehmerfamilie, sondern auch: Welches Frauenbild bietet die Gesellschaft? Frauen haben die Möglichkeit, insbesondere wenn sie ausgebildet sind, ihr eigenes Rollenverständnis und insbesondere aus meiner Sicht ihr Lebens-Verständnis zu reflektieren und selbst zu überlegen wie gestalte ich mein Leben.

00:25:43: Ist es für mich zu einseitig, mein Leben zu konzentrieren auf eine Rolle als Hausfrau und Mutter? Und ist es nicht eine Bereicherung, sowohl Hausfrau zu sein, Mutter zu sein und beruflich aktiv zu sein? Also den Hausfrauteil würde ich dann gerne herausstreichen, für mich. Also sowohl Mutter zu sein als auch. Aber sie müssen ja auch ihr ihr Haus-Leben gestalten und dann ist es.

00:26:13: Was machen Sie da so? Es gibt ja den Schwiegersohn auch noch. Und das hängt meines Erachtens stark damit zusammen, wie Frauen ihr Leben gestalten wollen, was sie zufrieden macht. Also wenn Sie jetzt vom inneren Patriarchat sprechen, dann wirkt das teilweise auf mich auch so, als würden die Frauen damit rechtfertigen, dass sie keine Verantwortung übernehmen für die Gestaltung ihres Lebens.

00:26:45: Ich glaube nicht, weil die Frauen das ja gar nicht wissen. Also das innere Patriarchat ist ja quasi meiner Meinung nach noch da. Das äußere Patriarchat löst sich gerade auf. Und diese inneren Stimmen, die sind ja den Menschen normalerweise gar nicht bewusst. Also diese Forschung im Voice Dialogue finde ich sehr spannend und ich glaube, dass es eine Stimme ist, die uns zurückhält.

00:27:06: Und wenn wir sie erkennen, können wir sie überwinden oder können wir sie gezielt führen in unserem Leben? Und solange sie uns nicht bewusst ist, ist es quasi das schlechte Gewissen, was uns da zurückhält. Also was uns als Frauen daran bindet, dass wir denken, die Kinder haben es nicht gut, weil der Schwiegersohn, das haben wir ja vorhin gelernt, der soll ja beruflich erfolgreich sein. Das heißt, im Gegensatz zum Unternehmersohn, der dann zu Hause eine Frau hat, die ihm den Haushalt führt, die Kinder erzieht, diese ganzen mental load abnimmt, haben ja die Unternehmer Töchter keinen Mann daheim, der gesellschaftlich akzeptiert ist und ihnen den Boden bereitet, damit sie sich voll aufs Unternehmen konzentrieren können, sondern sie

00:27:47: haben die Kinder, sie haben den Haushalt, sie haben diese ganzen Ideen. Es braucht die Schwiegermutter zum Geburtstag. Was braucht die Mutter? Was? Was machen wir hier? Was ziehe ich da an? Was mache ich dort? Das haben Sie ja trotzdem und gleichzeitig die Unternehmensnachfolge. Aber der eigene Mann ist voll berufstätig, muss erfolgreich sein, damit er in der Unternehmerfamilie anerkannt ist,

00:28:08: deswegen haben diese Frauen einfach eine unheimlich höhere Belastung in ihrem Leben. Und das schlechte Gewissen, das kommt natürlich dann auch mit. Und dann überlegen sie sich: Ist es das alles wert? Und ich glaube, dass das schon etwas ist, was Frauen zurückhält und keine Ausrede ist, sondern ich glaube, das ist auch wirklich, das darf auch sein. Und es geht darum, dass wir das gesellschaftlich auch lösen können.

00:28:46: Also ich habe eine andere Erfahrung und arbeite mit jüngeren, erfolgreich im Familienunternehmen tätigen Unternehmertöchtern zusammen, die heute ganz anders reflektieren, als es möglicherweise in der Vergangenheit war. Wie sie die Unternehmensführung, die Kindererziehung, den Haushalt und ihre Ehe mit einem berufstätigen Ehemann unter einen Hut bringen und denen es gelingt, auf Grundlage der bewussten Reflektion in ihrer Situation das erfolgreich zu gestalten.

00:29:26: Die haben allerdings auch keine Perfektionsansprüche, und es ist auch so, dass sie das nicht alles alleine wahrnehmen, sondern selbstverständlich ist es so, dass sie Entlastung brauchen bei der Kindererziehung durch Nannys, Erzieherinnen, dass der Haushalt entlastet wird durch Unterstützung im Haushalt, dass der Ehemann als Schwiegersohn seine Frau entlastet, unterstützt, auch als Repräsentant der Familie, der Unternehmerfamilie auftritt, dass er akzeptiert, die aktive Rolle seiner Frau und sich selbst dadurch nicht abgewertet empfindet.

00:30:16: Das heißt, er muss selbst klarkommen mit einer erfolgreichen Frau, der er den Rücken freihält und nicht umgekehrt. Diese Beispiele gibt es, und diese Beispiele sollten meines Erachtens auch von den Medien stärker publiziert werden. Wobei genau diese Unternehmerinnen mir sagen, sie haben keine Zeit, sich auf Veranstaltungen zu präsentieren oder in der Presse zu präsentieren, weil sie ausgefüllt sind mit der Unternehmensführung, mit der Erziehung ihrer Kinder, weil das tatsächlich erfüllt und

00:31:02: und ich denke das das man deswegen so wenig liest jetzt in Medien oder in der Öffentlichkeit von diesen Erfolgsbeispielen. Ich persönlich freue mich im Anfang meiner Selbstständigkeit als Unternehmer-Beraterin ging es in der Nachfolge tatsächlich primär um Söhne und die Töchter, die sollten wohlbehütet bleiben und versorgt werden. Und das hat sich zumindest in meinem Beratungsumfeld komplett geändert. Und darüber freue ich mich und das unterstütze ich.

00:31:36: Und ich unterstütze auch wirklich gerne die Unternehmer-Töchter und auch die Schwiegersöhne, die dann auch den Unternehmer-Töchtern wie gesagt den Rücken freihalten und auch aktiv sind bei der Kindererziehung. Also da ändert sich dann in diesen Familien zumindest auch das Rollenverständnis des Schwiegersohns. Ja, sehr schön. Frau Dr. Meyer, wir sind so langsam am Ende unseres Podcasts angelangt.

00:32:03: Gibt es noch irgendetwas, was Sie unseren Zuhörerinnen und Zuhörern mitgeben wollen, bevor ich noch ein kleines Fazit ziehe. Wir sprechen ja über Rollen, Frau Hartmann, über die Rolle als Schwiegertochter, die Rolle als Schwiegersohn, als Unternehmer, Nachfolger das sind alles Rollen, an die sozial Erwartungen gestellt werden, gesellschaftliche Erwartungen, familiäre Erwartungen, Erwartungen aus dem Ökonomischen, Erwartungen aus dem Wirtschaftlichen heraus.

00:32:38: Der Mensch ist mehr als seine Rolle und meine Erfahrung ist, dass es günstig ist, sich Gedanken darüber zu machen, welche Rolle möchte ich spielen und welche Rolle entfremdet mich sozusagen von meinem eigenen Menschsein und führt mich in die Irre. Dann blende ich jetzt eine kurze Werbung ein und dann ziehe ich noch ein Fazit aus unserem Podcast. Jetzt kommt Werbung.

00:33:07: Habt ihr manchmal das Gefühl, die Lebensfreude fehlt? Das Leben ist langweilig? Myriam Zahrte und ich führen euch durch Voice Dialogue an eure persönlichen inneren Stimmen. Aus einem bewussten Ich geführt, bekommt alles einen Sinn und entspannte Selbstführung entsteht. Die Grundlage für gute Führung. Für mehr Informationen, schaut auf meiner Webseite www.sinnplauderei,de oder schreibt mir eine Email hallo@sinnplauderei.de

00:33:54: Ja, liebe Frau Dr. Meyer, vielen Dank, dass Sie sich hier eingelassen haben mit mir den zweiten Podcast zu machen. Zum Thema Schwiegersöhne in Familienunternehmen. Ich finde das Thema sehr, sehr spannend und gleichzeitig merken wir, dass Familien sind individuell, genauso wie Menschen. Und jede Ehe ist anders. Es gibt nicht das Modell, was funktioniert oder nicht funktioniert, sondern jedes Paar, jede Familie findet das eigene Leben und findet den eigenen Modus

00:34:23: im Idealfall so, dass es passt und sich beide in ihrem Leben, in ihren Rollen und in ihren Aufgaben wohl und zu Hause fühlen. Ich würde mich freuen, wenn die Rahmenbedingungen noch ein bisschen besser wären, dass man die Kinderbetreuung gut von der Steuer absetzen kann und solche Themen, da bin ich in der Verbandspolitik aktiv, um die Rahmenbedingungen für berufstätige Frauen auch noch weiter auszubauen.

00:34:47: Aber ich freue mich für jede Familie, wo es funktioniert. Für jeden Schwiegersohn, der sich in seinem Leben wunderbar wohlfühlt. In eine Unternehmerfamilie einzuheiraten, das ist ein großes Abenteuer. Das ist eine Erkenntnisreise, wenn man nicht selbst aus dem Familienunternehmer Kontext kommt. Und ich wünsche allen Eheleuten hier gutes Gelingen und ein wunderschönes Leben und den Familienunternehmen ganz ganz viel Erfolg dabei.

00:35:13: Bis dann Eure Nina

00:35:29: Wenn euch dieser Podcast gefällt, dann würde ich mich sehr freuen, wenn ihr auch auf meinen anderen Kanälen vorbei seht. Ihr findet meinen Blog auf meiner Webseite www.sinnplaudere.de. Ihr findet mich unter dem Stichwort Sinnplauderei auf YouTube, Facebook und Instagram mit täglichen Reels und Shorts und Kurzfilmen und Beiträgen. Ich wünsche euch ganz viel Freude beim Reinstöbern.

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